Unvergängliches Leben

Während einer Medikamentenstudie der Berliner Charité unterläuft ein Fehler: Die Probanden werden plötzlich immer jünger. Was einige – vorwiegend ältere Menschen – vielleicht erstrebenswert finden, ist für die Betroffenen ein Problem. Der 16-jährige Jakob ist gerade erst in einen Lebensabschnitt eingetreten, wo er sich ausprobiert. Wenger hat eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen und wollte seinen Kindern die Firma überlassen und fühlt sich plötzlich wieder unbesiegbar. Jennys Ehe hat die Belastung der Kinderlosigkeit nicht verkraftet. Nun stellt sie fest, dass sie keineswegs zu alt für eine Schwangerschaft ist. Auch die Olympiaschwimmerin ist bereits über ihre besten Jahre hinaus, kann nun neue Rekorde aufstellen. Projektleiter Martin kann sich nicht erklären, wieso das biologische Alter der Teilnehmer immer weiter abnimmt. Vor allem kann er nicht vorhersehen, ob und wann es zum Stillstand kommt.

Maxim Leo zeigt in seinem Roman die Auswirkungen eines verjüngenden Medikaments. Gerade in einer Gesellschaft, wo das Altern nicht gern gesehen wird, wäre das doch die Lösung. Seine Figuren haben ein unterschiedliches Alter und sind somit in verschiedenen Lebenssituationen. Der Teenager hat nicht so viele Jahre, um die er sich verjüngen könnte. Sein Herz ist schon in jungen Jahren erkrankt, was die Einnahme des Medikaments erklärt. Der betagte Wenger hat dagegen andere Gründe, bei der Studie mitzumachen. Die beiden Frauen nutzen zwar ihre Vorteile ihres jüngeren Körpers, sind damit aber auch nicht in ihrer Lebensgestaltung zufriedener. Die Charaktere decken also einen großen Teil der Gesellschaft ab, sodass sich viele Leser wiederfinden. Unweigerlich beschäftigt man sich mit der Frage, was man in diesem Fall selbst tun würde. Literatur sollte ja auch neue Horizonte eröffnen. In diesem Fall werden die ethischen Aspekte des Eingriffs in das natürliche Altern beleuchtet.

Das ungekürzte Hörbuch hat eine Laufzeit von 7 Stunden 14 Minuten und wurde von Simon Jäger eingesprochen. Er verleiht jeder Figur genügend Authentizität, dass man sich ein genaues Bild von ihr machen kann. Natürlich wurden sie vorher von Maxim Leo auch facettenreich angelegt, aber das gesprochene Wort vereinfacht nach meinem Empfinden die Vorstellungskraft. Seine markante Stimme trägt durchs Hörbuch und passt zum Thema.

Hörprobe

Wir werden jung sein von Maxim Leo ist ein kritischer Roman zum Thema Medikamentenstudie und die gesellschaftlichen Konsequenzen. Ein neues Herzmedikament wird an vier Probanden und dem Projektleiter getestet und hat unerwartete Nebenwirkungen. Die augenscheinlichen Vorzüge kehren sich bei genauer Betrachtung ins Negative. Der Roman regt an, über die Akzeptanz des Alterns nachzudenken. Eine Welt, auf der das menschliche Leben nicht mehr vergänglich wäre, birgt auch Nachteile. Von mir gibt es in jedem Fall einen Lese- und Hörtipp.

Leseprobe

Maxim Leo - Autor Portrait
© Sven Görlich

Maxim Leo, 1970 in Ostberlin geboren, ist gelernter Chemielaborant, studierte Politikwissenschaften, wurde Journalist. Heute schreibt er gemeinsam mit Jochen Gutsch Bestseller über sprechende Männer und Alterspubertierende, außerdem Drehbücher für den »Tatort«. 2006 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Für sein autobiografisches Buch »Haltet euer Herz bereit« wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi »Waidmannstod«, 2015 »Auentod«. 2019 erschien sein autobiografisches Buch »Wo wir zu Hause sind«, das zum Bestseller wurde. Maxim Leo lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. (Quelle: KiWi Verlag)


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  • Herausgeber: ‎Kiepenheuer&Witsch
  • erschienen am 7. März 2024
  • Hardcover: ‎304 Seiten
  • ISBN-13: ‎978-3462003758

Das Rezensionsexemplar wurde mir vom KiWi Verlag über Netgalley.de zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.

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